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Was wir von Pippi Langstrumpf lernen können

LISA LAX

Traumatisierte Kinder und Mütter auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine. Vor diesem Hintergrund bewegt mich die Frage: Was konnte ich als Mutter in unserer heilen Welt bisher dafür tun, um die seelische Widerstandskraft meiner Kinder zu stärken?
Eine überlebens-wichtige Fähigkeit können wir uns von der starken Pippi Langstrumpf-Figur abgucken: die Überzeugung, selbst wirksam zu sein.
Du erfährst hier:

  • Was wir tun können, damit wir die Selbstwirksamkeits-Überzeugung unserer kleinsten Kinder nicht schon im Keim ersticken.
  • Wie wir die Erfahrungen unserer Kinder bewusst begleiten, damit sie von klein auf ein positives Selbstbild entwickeln können.
  • Damit auch dein Kind den immer neuen Herausforderungen in der Zukunft gewachsen sein kann.

Was wir von Pippi Langstrumpf lernen können

Mit starken Kindern in eine gute Zukunft

Wie würdest du diesen Satz weiterführen? Das habe ich noch nie vorher versucht, …
…daher weiß ich nicht, ob ich es kann oder eher so: …also packe ich es jetzt an! oder wie sieht deine Antwort aus? Vielleicht denkst du auch wie Pippi Langstrumpf?

„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ 

Klingt paradox? Wie kann sich dieses Mädchen sicher sein, dass sie es schafft, wenn sie es noch nie versucht hat? –  frage ich mich. Aber gleichzeitig denke ich: Wow! Was für ein positives Selbstbild steckt hinter dieser Aussage!

Die Kinderheldin Pippi Langstrumpf gilt als Inbegriff eines starken Mädchens. Sie hat mich schon als Kind begeistert, wenngleich ich mich damals noch eher mit ihrer ängstlichen Freundin Annika identifizieren konnte. Heute bin ich immer noch fasziniert von dem unerschütterlichen Vertrauen dieses Kindes in die eigenen Fähigkeiten.

Als Mutter frage ich mich:  Wie kann ich meinen Kindern dieses Vertrauen in die eigenen  Fähigkeiten mitgeben, damit sie neue herausfordernde Situationen gut meistern können? 

Klar: Liebe, Vertrauen und eine starke Bindung. Das sind meiner Meinung nach die wichtigsten Basics. Damit sorgst du als Mutter erst einmal für ein sicheres emotionales Fundament, auf dem sich dein Kind zu einer starken Persönlichkeit entwickeln kann.

Aber du kannst noch mehr bewirken.
Im Erziehungsalltag beeinflussen wir nicht nur die Gefühle unserer Kinder, sondern auch ihr Denken über sich selbst – ihr Selbstbild.  Wir tragen zu positiven Denkweisen genauso bei, wie wir negatives Denken verstärken können. Dies geschieht, indem wir ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken – oder dieses Vertrauen ständig in Frage stellen und auf ihren Schwächen herumreiten: „Das kannst du noch nicht, wie willst du das schaffen, das geht so nicht! Dazu bist du noch zu klein…

 

Stärken erkennen und die Überzeugung, selbst wirksam zu sein

Schauen wir doch mal ganz konkret auf den Alltag mit deinem Kind: Dein Kind offenbart dir seine Fähigkeiten in jedem neuen Entwicklungsschritt:

  • Das Einjährige zeigt dir stolz „Schau, ich kann schon alleine laufen!
  • Nein, nein!“ – ich allein!“ – dein zweijähriges Kind protestiert, wenn du ihm den Löffel aus der Hand nimmst, um es schneller und „sauberer“ zu füttern.
  • Das hab ich gemalt!“ – stolz präsentiert dir dein Dreijähriges seine Werke.
  • Das hab ich geschrieben“ – Schon Vierjährige üben sich darin, Buchstaben abzumalen und behaupten, dass sie schreiben können.

All dies geschieht in der noch sicheren! Überzeugung, selbst wirksam sein zu können. So wie auch die fünfzehnjährige Greta mit „Fridays for Future“ an ihrer Überzeugung festhält, die nun in aller Weltöffentlichkeit ihre Wirkung erfährt.

 

Machen wir die Selbstwirksamkeitsüberzeugung unserer kleinen Kinder bitte nicht kaputt! 

Weder die Überbehütungsmaßnahmen von Helicopter-Eltern (Overprotection)  noch die bequeme Vernachlässigung (Laisser-faire Erziehung –  „Es geht doch auch ohne mich – Kind muss ja schließlich selbständig werden“)  sind da angebracht: Diese Erziehungsstile stärken die Selbstwirksamkeitskräfte eines Kindes nicht. Die einen ersticken sie schon im Keim, die anderen nähren diese Kräfte nicht, so dass sie nicht weiterwachsen können.

Für mich liegt der goldene Mittelweg darin:

Unterstütze dein Kind dabei, sich seiner eigenen Stärken bewusst zu werden. Nur so kann es ein positives Selbstbild entwickeln. 

Was kannst du im Hier und Jetzt dafür tun, dass sich dein Kind auch in Zukunft als selbst wirksam erfährt?  Dazu habe ich mir Gedanken gemacht. Es sind Anregungen für dich, um den Blick für deine Erziehungshaltung zu schärfen – und konkrete Anleitung, wie du Erfahrungen deines Kindes positiv begleitest.

 

Pädagogische Impulse: Wie du das positive Selbstbild deines Kindes stärkst

  • Beobachte dich selbst:  In welchen Situationen greifst du vielleicht zu schnell ein, wo bietest du  zu schnell Hilfe oder Lösungen an, weil du erfahrener bist.
  • Überlege dir: Wo kannst du dein Kind in einen Problemlöse-Prozess mit einbinden, es mitbestimmen lassen? Frage es öfter mal „Welche Idee hast du dazu?
  • Sprich mit deinem Kind über seine Erfahrungen und die damit verbundenen Gefühle.
  • Blicke noch einmal mit ihm zurück auf den „Lernweg“: WIE hast du das erreicht? „Wie hast du das gemacht? Wie bist du denn da raufgeklettert? Zeig es mir noch einmal.“  oder „Wie ist es dir gelungen, deinen Lehrer von deiner Meinung zu überzeugen? Wie geht es dir jetzt damit?“
  • Schau mit deinem Kind auf die Learnings: WAS hast du geschafft? Was hast du daraus gelernt? „Was ist dir gut gelungen? Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?
  • Und nicht vergessen: Mache dir und deinem Kind Erfolge bewusst: nicht nur: „Ja, toll, das hast du geschafft!“ sondern bestärkend: „Du weißt jetzt, dass du das schaffen kannst!
  • Sei deinem Kind eine aufmerksame Begleiterin in seinen Entwicklungs- und Lernfortschritten: Sei im Alltag bei kleinsten Erfolgen und Misserfolgen ganz bewusst als „Zeugin“ dabei.

Denn dein Dabeisein, wenn dein Kind das erste Tor schießt, hinterlässt die Spuren für ein positives Selbstkonzept.  Mach dir aber keine Gedanken, wenn du in vielen Situationen nicht live dabei sein kannst. Auch wenn es die letzte Torchance verspielt hat – kannst du ihm helfen, die Situation und seine Erfahrung im Nachhinein zu bewerten und „auszuwerten!
Im Grunde geht es darum: Unterstütze dein Kind darin, seine Erfahrungen mental zu verarbeiten – die guten wie die schlechten.

 

Warum ist es wichtig, dein Kind mit seinen Erfahrungen nicht allein zu lassen? 

Erfahrung macht klug – heißt es nicht umsonst. Aber Erfahrung macht nur klug, wenn wir daraus auch ganz bewusst lernen können.
Aus unseren eigenen Erfahrungen ziehen wir unsere Lehren für die Zukunft:  WIE gehen wir mit der nächsten schwierigen Situation um? Wir entwickeln Methoden, Lösungswege und versuchen, diese auf neue Situationen zu übertragen.

Wir ziehen daraus unsere persönlichen Learnings: WAS haben wir daraus gelernt?
Im Unterbewusstsein wächst daraus die Überzeugung, DASS wir neue und fremde Situationen bewältigen können.

Aus der Summe vieler kleiner Erfahrungen im Alltag entwickelt sich die Überzeugung, selbst wirksam sein zu können.
Das fängt an bei: „Ich habe es geschafft, meine Schuhe selbst zu binden“  über „Ich kann den Schulweg jetzt alleine gehen!“ bis „Ich habe es geschafft, den Lehrer davon zu überzeugen, dass die Note ungerecht ist.“

Im Lauf des Lebens wird es ständig neue Situationen für dein Kind geben, die es vorher noch nicht kannte, Situationen, für die es noch keine Erfahrungen sammeln konnte. Das kann der Übergang vom Elternhaus in die Kinderkrippe, Kita oder Schule sein, die Scheidung der Eltern oder Tod eines Elternteils sein.  Es kann „nur“ der Kummer um ein verlorenes Spielzeug, der Ärger mit dem Spielkamerad sein, was herausfordernd wirkt – wie auch Mobbing in der Schule und am Arbeitsplatz. Wir können Kinder nicht auf jede einzelne Situation mit unserem Erfahrungsvorsprung vorbereiten – aber wir können als Eltern dafür sorgen, dass die Überzeugung, selbst wirksam sein zu können, stetig wächst.

Die Überzeugung selbst wirksam zu sein  – warum also ist sie so wichtig?
Sie sorgt dafür, dass ich in neuen unbekannten Situationen ins aktive Handeln komme. Fehlt diese Überzeugung, werde ich mich hilflos fühlen und schneller in die Opferrolle geraten. 

 

Was kann ich von Pippi Langstrumpf lernen? 

Pippi Langstrumpf weiß von sich selbst, dass sie etwas bewirken kann. Und genau das macht ihr positives Selbstkonzept von einem starken Mädchen aus.

Für mich als Mutter ist es wichtig:

  • Ich gebe meinen Kindern von klein auf genügend Raum, eigene Erfahrungen zu machen. Wie sonst können sie das Selbstvertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten stärken, wenn sie nicht ihre eigenen Erfahrungen machen können.
  • Ich unterstütze meine Kinder darin, dass sie sich ihrer eigenen Wirksamkeit bewusst werden – Damit sie spüren können, dass ihr eigenes Tun und Handeln Wirkung zeigt, gebe ich ihnen meine Reaktion auf das, was sie mit ihrem Tun und Handeln bewirken. Das hilft ihnen bei der Bewertung von Situationen und Erfahrungen. Daraus kann die Überzeugung, selbst wirksam sein zu können, immer stärker wachsen.

Meiner Meinung nach hat jedes Kind das Recht auf eigenen Erfahrungen. Dies heißt aber nicht, dass es mit seinen Erfahrungen allein bleibt.

Ich wünsche dir viele positive selbstwirksame Erfahrungen für dich und dein Kind – damit auch du für dich weißt: ich schaffe jede neue erzieherische Herausforderung.

 

Herzlichst

Dr. Lisa Lax

 

Schreibe mir, wenn du deine Gedanken und Fragen zu diesem Thema mit mir teilen möchtest, auch wenn du es vorher noch nie versucht hast, also…  ich bin mir völlig sicher, dass mich das freut. 🙂

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